Die evangelischen Jünglingsvereine

Vorgänger der eigentlichen YMCA/CVJM-Bewegung

Vorgeschichte und Anfänge des CVJM-Bundes fallen noch nicht in die Zeit der eigentlichen Christlichen Vereine junger Männer, sondern in die Zeit der «Jünglingsvereine», die man wohl besser als Vereine christlicher Junger Männer bezeichnet hätte.

Ihre Eigenart kann man nur verstehen und gerecht würdigen, wenn man sich vor Augen hält, dass spätestens seit der Französischen Revolution von 1789 der Rationalismus und eine allgemeine Verweltlichung des Lebens auch in der Schweiz um sich gegriffen halle. Die Zahl der gläubigen Christen war zusammengeschmolzen. Um sich innerlich gegenüber dem Zeitgeist zu behaupten, musste man sich untereinander fest zusammenschließen. Daraus erklärt sich eine gewisse geistige Enge und Weltabgewandtheit der Jünglingsvereine. Eine vom "Freisinn" beherrschte Landeskirche bekämpfte sie und eine verweltlichte Gesellschaft verstand sie nicht. So blieben sie in sich wohl fest verbunden aber nach außen abgeschlossen, was ihre Entwicklung und Ausbreitung hemmte und sie später vielfach hinderte, die weltoffene missionarische Art und Arbeitsweise der CVJM zu verstehen.

Bevor es zur Gründung des Bundes kam, hatte es in Basel seit 1825, wenn nicht 1768, in Schaffhausen seit 1829, in Bern seit 1834, in Zürich seit 1850, in St. Gallen seit 1853, in Aarau seit 1854 einen Jünglingsverein gegeben. In den fünfziger Jahren bahnte sich eine gewisse Zusammenarbeit der zerstreuten Vereine an.

Hier ist von einem Manne zu sprechen, der am Anfang der Bundesgeschichte führend beteiligt war und auf einer weiten Strecke des Weges sein Leiter geblieben ist: Der Kunstmaler David Koelliker (geb. 13. Nov. 1807, gest. 25. Mai 1875).

Quelle: „Eine Jugendbewegung unterwegs. Zum 100-Jahr-Jubiläum des deutschweizerischen CVJM-Bundes.“ 1962

 

Siehe auch den Eintrag zu D. Kölliker an anderer Stelle im Archiv

 

Die Zusammenarbeit der verstreuten Jünglings-Vereine führte dann 1864 in die Gründung des deutsch-schweizerischen Bundes der Christlichen Vereine.

 

Siehe auch den Eintrag zur Gründung des Schweizerischen Bundes

 

Nachdem mit der Gründung des CVJM Zürich 1 als ein dem amerikanischen YMCA-Modell angelehnter CVJM gegründet worden war,  war in der Geschichte des Bundes ein Wendepunkt erreicht. Es war zunächst an einer Stelle der Übergang von einer eher erbaulich-bewahrenden Jugendpflege (der Jünglingsvereine) zu einer Leib, Seele und Geist aller nur erreichbaren jungen Männer umfassenden Laienmissionsbewegung (YMCA/CVJM) gemacht. Die CVJM- Idee konnte sich freilich nur langsam durchsetzen.

 

Die Entwicklung erfolgte nicht ohne ernsthaften Widerstand von Seiten mancher Jünglingsvereine, die nicht verstanden, dass man einen noch ganz weltlichen jungen Mann erst für Christus gewinnen kann, wenn man sein Vertrauen erlangt hat durch einen Dienst nach Leib, Seele und Geist, welcher seinen tatsächlichen Bedürfnissen entspricht. Sie sahen in der Bildungsarbeit durch Vorträge und Lehrgänge, in Turnen und Sport, im Wohnheim und im Mittagstisch eine Gefährdung der geistlichen Anliegen. Dem CVJM war es gegeben, die Türen weit aufzutun und die unverfälschte, unverkürzte biblische Botschaft auszurichten.

 

So kam es dann soweit, dass sich der Zürcher Jünglingsverein, der sich im Jahre 1887 gegen ein Zusammengehen mit dem CVJM entschieden hatte,  im Jahre 1900 dem CVJM Zürich 1 anschliess.