David Kölliker, 1807 - 1875

Wegbereiter der YMCA-Bewegung in der Schweiz

Der Kunstmaler David Koelliker (geb. 13. Nov. 1807, gest. 25. Mai 1875) gilt als eigentlicher Wegbereiter der Cevi-Bewegung in Zürich, obgleich er selber die Gründung des CVJM Zürich 1 nicht mehr erleben konnte. Er war der erste Präsident des Christlichen Jünglingsverein Zürich, 1850 bis 1854, dann wieder von 1856 bis zu seinem Tode am 25. Mai 1875. Er gilt als Gründer des Deutsch-schweizerischen Bundes der CVJM und stand diesem ebenfalls als erster Präsident von 1864 bis 1875 vor.

Unglückliche Familienverhältnisse in der Kindheit, die einer Art Gefangenschaft ähnelnde Waisenerziehung, eine unerhört schwere Jugend und mancherlei leidvolle Lebenserfahrungen hatten ihn zu einem tiefen Verständnis der Nöte der Jugend reifen lassen. Unter dem Einfluss des Schaffhauser Antistes David Spleiss, sowie täuferischer und darbystischer Kreise hatte er den Rationalismus, dem auch er zuerst ergeben gewesen war, schon überwunden, als man ihn zur Mitarbeit im Zürcher Jünglingsverein einlud. Dieser war von einem deutschen Theologiestudenten gegründet worden, hätte aber wahrscheinlich ohne Koellikers Beistand seine Wachstumskrise schwerlich überstanden. Beim Bau der Eisenbahn von Zürich nach Winterthur, der auch an Sonntagen betrieben wurde, waren beim Oerlikoner Tunnel «Fremdarbeiter››, damals meist aus Baden und Württemberg, beschäftigt. Hier fand Koelliker, zusammen mit christlichen Freunden und wohlwollen der Unterstützung der Bauleitung, weitere missionarische und diakonische Aufgaben. Leider machten die Kirchenbehörden diese schöne Laienarbeit durch Entsendung eines beamteten Geistlichen zunichte. Schon am zweiten Sonntag kam keiner der Arbeiter mehr. Solchen Widerstand von Seiten landeskirchlicher Stellen haben Jünglingsvereine und später die CVJM immer dann besonders zu spüren bekommen, wenn sie lebendig waren.

«Die Liebe Christi kann bekanntlich nicht Halt machen an den Grenzpfählen einer Stadt oder eines Landes. Sie sucht nach den Brüdern, sie muss aber auch hingehen in alle Welt ...! Am Bau des Reiches Gottes Anteil zu haben, weitet das Herz und zwingt auch das Arbeitsfeld zu weiten.»

Wohl aus diesen Gründen begegnet uns bereits bei David Koelliker der Wille, nicht nur seinem Zürcher Verein zu dienen, sondern für die Sache seines Herrn unter der Jugend seines Kantons und seines Vaterlandes zu werben.

Das Jahr 1857 ist in dieser Hinsicht und besonders für die Vorgeschichte des CVJM-Bundes von Bedeutung. Die Idee des Zusammenschlusses der bestehenden Jünglingsvereine über die Kantonsgrenze hinaus gewann an Boden. «In Wil (St. Gallen) kamen die Brüder von Schaffhausen, Thurgau. St. Gallen und Zürich erstmals am Pfingstmontag zusammen. Von da an fand eıne ostschweizerische Konferenz viele Jahre hindurch regelmäßig statt. Fast gleichzeitig, erstmals am 9. Mai, hatten sich auch die Freunde vom Aargau, von Basel und Bern in Niederwil bei Zofingen zusammen gefunden.››

«Koelliker erkannte von Anfang an die Notwendigkeit eıner Zeitschrift, das die Verbindung unter den Vereinen herstellte und als Werbemittel für die Ausbreitung der Vereınsıdee verwendet werden Konnte. Er schlug daher die Gründung eines Organs VOF. aber der Gedanke fand nicht das nötige Verständnis. So entschloss sich Koelliker, auf eigene Faust den «Schweızerıschen Jünglingsboten» herauszugeben, dessen erste Nummer ım Oktober in Zürich erschien. Er kam monatlich einmal heraus und kostete im Jahr 60 Cts., Porto inbegriffen»

Eine neue Anregung zum Zusammenschluss aller Vereıne der deutschen Schweiz ging im Jahre 1859 von Zürich aus. Koelliker lud auf den 20. März 1859 zu einer 1. Delegierten-Konferenz nach Zürich ein. «Acht Kantone waren vertreten, zwei hatten sıch schriftlich geäußert. Es wurde unter anderem beschlossen, dass die Zentralisation als nicht zeitgemäß (!) auf ungewisse Zeit verschoben werden solle. In der bezüglichen Dıskussıon hatte sich sogar eine gewisse Angst vor Verflachung kundgegeben; eine solche Organisation könne der Förderung des geıstigen Lebens hinderlich sein und schon ihre Erörterung seı eın Zeichen, dass man bezüglich der ersten Liebe und des Gottvertrauens lässig geworden sei!»

Zu einer Gründung des deutschschweizerischen Bundes kam es noch nicht, dafür fanden in den folgenden Jahren abwechslungsweise in Zürich, Bern und Aarau solche sogenannten «Generalkonferenzen» statt. Aber es sollten noch einmal 5 1/2 Jahre vergehen, bis es am 4. September 1864 endlich zur Gründung des Bundes und der Beratung seiner Statuten kam. Koelliker wurde zum Vorsitzenden gewählt und hat die Leitung des Bundes bis zu seinem Tode ausgeübt.

Quelle: „Eine Jugendbewegung unterwegs. Zum 100-Jahr-Jubiläum des deutschweizerischen CVJM-Bundes.“ 1962

Kommentare zu David Kölliker