Karl Egli, 1897 – 1936

Bahnbrecher für die CVJM-Bewegung

Karl Egli (1897 bis 1936) gilt als Bahnbrecher, der nicht allein über die Stadt und den Kanton Zürich, sondern sogar über das Bundesgebiet hinaus segensreich gewirkt hat: Karl Egli (1897 bis 1936). Er ist in und mit der Arbeit gewachsen zu der ausgeprägtesten Verkörperung des CVJM-Gedankens. Er war in mancher Hinsicht seinen Zeitgenossen voraus, so als Erbauer des Glockenhofes, der auch im Ausland als Vorbild gedient hat.

Gott hatte ihm eine natürliche Klugheit für sachliche Geschäfte und eine geistliche Weisheit für den Umgang mit Menschen verliehen. Er war selbst, was er einmal von andern gefordert hat mit den Worten: «Nur der Selbstlose hat das Recht, als Führer voranzugehen.» Er lebte nach dem Wort, das über seinem Schreibtisch stand: «Sei getrost und sei ein Mann und warte des Dienstes des Herrn, deines Gottes». Militärisch gesprochen war er ein rechter Generalstäbler. Sein Weitblick ist von kleineren Geistern nicht immer verstanden worden. Er stand fest auf der Pariserbasis, doch von manchen Pietisten unterschied ihn eine vielleicht bisweilen zu unkritische Kirchlichkeit, was seinem vorbildlichen Wesen entsprach.

Die schon bei den Vorbereitungen zur Gründung des Bundes wohl von manchen gehegten Befürchtungen, es könne zu einem im Grunde schweizerischen Zentralismus kommen, erwiesen sich schon deshalb als unbegründet, als mit dem Vorsitz auch der Vorort des Bundes wechselte, wie die folgende Aufstellung zeigt: 1868-1884 Zürich, 1884-1891 Bern, 1891-1897 Zürich, 1897-1905 Basel, 1905-1913 Zürich, 1913-1921 St. Gallen, 1921-1924 Bern, 1924-1927 Basel, 1927-1937 Zürich, 1938 -1949 St. Gallen, dann ab1949 wieder Zürich…

Quelle: „Eine Jugendbewegung unterwegs. Zum 100-Jahr-Jubiläum des deutschweizerischen CVJM-Bundes.“ 1962;

 

Nach einer Kaufmannsausbildung, in der er bereits im CVJM aktiv war, wurde er 1897 der Nachfolger von Sekretär Fröhlich. Er erhielt eine kurze Ausbildung für dieses Amt in Berlin bei Eberhard von Rothkirch. Weil die Mitarbeiter immer mehr wurden, ernannten der Zentrale Vorstand ihn bald zu dem Generalsekretär. Er unterhielt viele gute Beziehungen zu Pfarrern und Bürgersfamilien, was ihm und dem Verein in geistigen und materiellen Angelegenheiten zustatten kam. Er war verantwortlich für die Vereinsleitung, die Programmgestaltung, die Finanzen, die Verwaltung von Vereinshaus und Genossenschaft. Als „meisterhafter Organisator“  war er Mitbegründer des Jugendkomitees der Deutschschweiz und 12 Jahre lang dessen Präsident. Die Bildung des Jugendkomitees war seine Antwort auf die Gründung der Freischar 1918. Er war Begründer der jährlichen, bundesweiten Herbstkonferenzen für Sekretäre. Außerdem war er Mitbegründer der Genossenschaft Soldatenheim Andermatt und war seit 1922 der Abgeordnete im Weltbund für die Schweiz. Dem Schweizer Nationalbund diente er 22 Jahre lang als Nationalsekretär. Im 4. Stock des Glockenhofes wohnte er gemeinsam mit seiner Frau, die ein „strammes Regiment unter den Bewohnern des Jungmännerheims“ führte. Sein persönliches Gebetsleben lernte Walter Egli kennen, als er Karl Egli eines Morgens aufsuchen wollte, ihn aber „der Hauswart am Rockärmel zurückhielt. Auf meine Frage, wer bei Herrn Egli sei, antwortete er: ‚Niemand, immer um diese Zeit betet er mit lauter Stimme.‘“

(Erinnerungen aus 40 Jahren CVJM-Arbeit von Walter Egli, S. 19)

 

Im September 1928 musste er aus gesundheitlichen Gründen die Wohung im Glockenhof aufgeben und zog an die Zollikerstraße. Er arbeitete aber unentwegt weiter, wenngleich er zunehmend krank wurde. Im Oktober 1936 war er beim großen Bazar das letzte Mal im Glockenhof. „Ich sehe ihn noch, wie er, von einem Lehnstuhl aus, sich am frohen Leben in der Halle freute.“ Nach 61 Lebensjahren, vierzig davon als Sekretär des CVJM Zürich, ist er am 16. November 1936 „in die obere Heimat abberufen worden“

(Der Ruf, Dezember 1936, S. 136)

 

Kommentare zur Karl Egli